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Kontext: Diese Szenarien entstanden als methodische Exploration und Vorbereitung für einen Talk zum Thema „Gen KI in der Designausbildung“ an der Schule für Gestaltung Zürich im November 2025. Sie sind als „Thinking Tool“ zu verstehen, um die Bandbreite möglicher Zukünfte in der Designausbildung jenseits des Hypes auszuloten.

— Grit Wolany, November 2025

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INHALT


INTRO

Die Integration generativer KI in die Designausbildung stellt Schulen, Dozierende und Studierende vor ein fundamentales Timing-Problem: Während traditionelle Design-Curricula auf sequenziellem Kompetenzaufbau basieren – erst Handwerk, dann Anwendung – ermöglicht Gen AI bereits Anfänger:innen professionell wirkende Outputs. Gleichzeitig bleibt unklar, welche Fähigkeiten in fünf Jahren tatsächlich relevant sein werden.

Diese Exploration nutzt Strategic Foresight-Methoden, um vier plausible Zukunftsszenarien für Designausbildung bis 2030 zu entwickeln. Basierend auf zwei kritischen Unsicherheiten – der Entwicklung von AI-Capabilities und der Arbeitsmarkt-Validierung unterschiedlicher Kompetenzprofile – werden divergente, aber gleichermassen mögliche Zukünfte skizziert.

Die Szenarien dienen nicht als Prognosen, sondern als Denk-Werkzeuge: Sie helfen Designschulen, robuste Strategien zu entwickeln, die unter verschiedenen Zukunftsbedingungen funktionieren, und unterstützen Lernende und Studierende bei der Navigation ihrer Ausbildungsentscheidungen in einer Zeit hoher Unsicherheit.

Keywords: Designausbildung, Generative KI, Strategic Foresight, Szenario-Planung, Design Education, Futures Thinking


Das Timing-Problem

Stell dir vor, du bist im ersten Semester Grafikdesign. Deine Dozierenden erklären dir Grundlagen: Typografie, Raster, Farbtheorie. «Das müsst ihr verstehen, bevor ihr gestalten könnt,» heisst es. Parallel dazu siehst du auf Instagram, wie Creators mit Midjourney und ChatGPT in Minuten Kampagnen entwickeln, für die man früher Wochen gebraucht hätte.

Deine Kommiliton:innen fragen: «Warum lernen wir Handskizzen, wenn AI das in Sekunden macht?». Das ist das Timing-Problem der Design-Ausbildung 2025. Es ist nicht neu, dass technologischer Wandel Ausbildung herausfordert. Desktop Publishing, das Web, Smartphones – jede Ära brachte neue Tools. Aber Gen AI ist anders. Sie verschiebt nicht nur wie wir gestalten, sondern was als gestalterische Kompetenz gilt.

Die Frage ist nicht mehr: «Welches Tool nutzen wir?», sondern: «Was muss ein:e Designer:in überhaupt noch können?»

Designschulen stehen vor drei parallelen Herausforderungen:

  1. Epistemische Unsicherheit Wir wissen nicht, wie leistungsfähig AI in fünf Jahren sein wird. Bleibt sie Werkzeug oder wird sie Co-Creator?
  2. Ökonomische Unsicherheit Wir wissen nicht, welche Skills der Arbeitsmarkt 2030 belohnen wird. Handwerk? Konzept? Prompt Engineering?
  3. Pädagogische Dissonanz Studierende müssen jetzt Grundlagen lernen, die vielleicht in drei Jahren irrelevant sind – während sie gleichzeitig mit AI arbeiten sollen, deren Best Practices sich monatlich ändern.